WIWAG-Planspiel 2010: Auffällig hohe Schlipsdichte

Künftige Abiturienten präsentieren sich als Unternehmer

Die Technik hängt. Für einen Augenblick heben sich die Augenbrauen der Pressesprecherin Marie Gasteier, doch schon lächelt sie professionell die Ungeduld des raunenden Publikums weg und bittet um Verständnis. Der Leiter der Abteilung Finanzen bringt die Sache mit ein paar Klicks in Ordnung. Sieben Sekunden später auf der Leinwand: die rote Kaffeemaschine, Modell „Mozart“, Spitzentechnologie aus dem Hause „Grand Café AG“. Die Pressesprecherin atmet auf und begrüßt die Aktionäre zur Hauptversammlung.

9. Auffällig hohe Schlipsdichte

So oder ähnlich beginnt am Freitag früh in drei Klassenräumen das große Finale des einwöchigen Unternehmensplanspiels WIWAG, das seit nunmehr vier Jahren den Wirtschafts-Leistungskursen der Friedrich-List-Schule (FLS) in Klasse 12 angeboten wird. Für fünf Tage tritt der übliche Stundenplan außer Kraft: Die Schülerinnen und Schüler arbeiten beinahe rund um die Uhr daran, die Geschicke ihrer fiktiven Aktiengesellschaft zu lenken. In jedem Kurs konkurrieren drei Unternehmen derselben Branche – Kaffeemaschinen, Brillen, Fußbälle – um die größten Markterfolge.

 

Jeder Tag steht für ein neues Geschäftsjahr

Am Starttag übernehmen die Schülerinnen und Schüler ihre Aktiengesellschaften. Sie analysieren den betriebswirtschaftlichen Handlungsbedarf, formulieren Unternehmensziele und Finanzpläne und legen Forschungs- und Entwicklungsziele fest. Ihr Marketingkonzept füllen sie mit Leben, indem sie ihr Firmenlogo gestalten und dieses mitsamt einem eingängigen Slogan in einen selbst gedrehten Werbespot einbinden.

Jeder Tag steht für ein Geschäftsjahr und konfrontiert die jungen Manager mit neuen Geschäftszahlen, Wirtschaftsdaten und unternehmensrelevanten Nachrichten, auf die sie angemessen reagieren müssen. Bei der Hauptversammlung am letzten Tag des Planspiels legt der Vorstand die Karten auf den Tisch: Hier zeigt sich, ob das Führungsteam seine AG sicher durch die „vier Jahre“ gesteuert hat.

18. Auffällig hohe Schlipsdichte

„Eine gute Woche, ich bin absolut zufrieden“, sagt Andreas Saalmüller, einer der sechs Lehrer, die die drei Wirtschaftskurse während des Planspiels betreuen. Anerkennend registriert er, wie sicher die Schülerinnen und Schüler mittlerweile den betriebswirtschaftlichen Jargon beherrschen. Aber das ist längst nicht alles, wie sein Kollege Jörg Sundermann erklärt: „Im Planspiel erleben sie, wie vielschichtig die Zusammenhänge sind, die am Ende über Erfolg oder Misserfolg des Unternehmens entscheiden“.


Die "Vorstände" überzeugen auf der Hauptversammlung

Überzeugend ist auch das äußere Auftreten der „Vorstände“: Ob Marketing-Chefin, Personalleiter oder Vorstandsvorsitzende, man trägt Business-Outfit und achtet auf die Form – die vielen Krawatten und das konsequente „Sie“ unter Schülern sind ungewohnt im Klassenraum. Dass all dies nicht nur Fassade ist, zeigt die engagierte Diskussion zwischen Vorstand und Aktionären, die der Unternehmenspräsentation folgt. „Es ist beinahe unheimlich, wie stark sich meine Gruppe mit dem Unternehmen identifiziert und ihre Strategie vor den Aktionären verteidigt hat“, berichtet Sarah van den Heuvel, sonst Schülerin der 12. Jahrgangsstufe, heute einmal Pressereferentin des Brillenherstellers „Lunettes Royales“.

18. Auffällig hohe Schlipsdichte

Die diesjährigen Abiturienten, die das Planspiel im Vorjahr absolviert haben, bereichern die Aktionärsversammlung mit kritischen, aber vor allem sachkundigen Fragen. „Daran sieht man, dass praxisorientiertes Lernen in Kombination mit dem Einsatz neuer Medien zu nachhaltigem Lernen führt“, urteilt Wolfgang Thiel, Schulleiter der FLS, der es sich auch in diesem Jahr nicht nehmen lässt, live dabei zu sein.

 

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Kirsten Parche
Stand: 03/2010