African Variety: Marketingazubis reisen für 90 Minuten nach Afrika

Grenzenlos – Globales Lernen in der beruflichen Bildung

Winfred Wameyo betritt den nüchternen Klassenraum der Klasse 1176 im Juni 2017 und bringt Afrika mit. Damit ist nicht nur die riesige Landkarte des Kontinents Afrika gemeint, sondern mehr: ihr traditioneller Kopfschmuck, die Melodie des afrikanisch eingefärbten Englischs, ihr gewinnendes Lächeln. 

Winfred Wameyo Winfred Wameyo vom World University Service (WUS) ist auf Einladung von Englischlehrerin S. Neise gekommen, um den Schülerinnen und Schülern ‚grenzenloses Lernen‘ zu ermöglichen, konkret geht es um African Variety, also die Vielfalt, die Afrika unter anderem im Wirtschaftsleben bietet. Das Besondere ist, dass die Expertinnen und Experten vom WUS Studierende sind, die selbst aus dem Globalen Süden kommen, und das verspricht Authentizität.

So stellt unsere Expertin ihren persönlichen Werdegang vor, auf Englisch natürlich, und es ist erstaunlich, welche afrikanischen und europäischen Länder sie bereits in jungen Jahren zu Stationen ihres Studiums macht. Grenzenlos eben.

Die Hauptstadt von Kenia? Nur wenigen Auszubildenden fällt Nairobi ein, und diese Erkenntnis ist bezeichnend für die gesamte Doppelstunde: Wir wissen nicht viel über Afrika im Allgemeinen, Kenia und Ruanda im Besonderen. Modernes Afrika – ist das nicht ein Widerspruch in sich?

Unterricht

Wenigstens wissen wir von den touristischen Reiz dieser Länder. Und wie sonst könnten den angehenden Marketingkommunikationskaufleuten die besonderen Charakteristika dieses Kontinents – Traditionen wahrend und gleichzeitig modern zu sein - besser vor Augen geführt werden als mit dem Vergleich zweier Imagefilme, die sich an ganz unterschiedliche Zielgruppen wendet und darin ‚Afrika‘ als Reiseziel bewerben.

Viel zu schnell geht die Zeit vorbei, zu kurz fällt der Vortrag über das moderne Afrika am Beispiel konkreter Unternehmen aus. So lernen wir ein junges Start-up kennen, das das Problem ‚Geldabheben‘ lösen konnte. Eine für uns so selbstverständliche Sache wie ein Geldautomat ist in Afrika nicht flächendeckend vorhanden. Eine neu entwickelte Handyapp macht jedoch Bezahlvorgänge möglich: Geld wird an den lokalen Supermarkt geschickt und kann dort für das Bezahlen der Ware oder zum Geldabheben genutzt werden. Geldautomaten? Nicht länger nötig in Afrika.

Unterricht

Winfred Wameyo, so authentisch, weil selbst Tradition und Moderne verkörpernd, wird unter Zeitdruck verabschiedet, für die Schülerschaft steht die nächste Unterrichtsstunde an. Vielleicht ist es gut so, denn die neunzigminütige Reise nach Afrika hat Fernweh ausgelöst und neben dem Interesse, mehr zu erfahren, stellt sich das ungute Gefühl ein, das man eben hat, wenn eine Reise zu Ende geht.

 

Silke Neise
Stand: 09/2017