Goethe live: Rezitator Jörg Lüdecke trug Gedichte aus verschiedenen Lebensphasen Goethes vor

An zwei Vormittagen trug der Rezitator Jörg Lüdecke Gedichte aus verschiedenen Lebensphasen Johann Wolfgang von Goethes in mehreren Grund- und Leistungskursen der Jahrgangsstufe 13 vor.

Bereits das Auftreten Herrn Lüdeckes in der zu Goethes Zeit üblichen Kleidung, die übrigens auch als Reisekleidung  bei der Überquerung der schneebedeckten Alpen getragen wurde, stimmte die Schüler auf die kommenden 45 Minuten ein.

Das im Vorfeld den SchülerInnen zur Verfügung gestellte umfangreiche Gedichtmaterial animierte diese dazu, Gedichtwünsche für den freien Vortrag zu äußern und damit die Stunde mitzugestalten. So wurden Kurs für Kurs unterschiedliche Gedichte thematisiert,  um die Entwicklung der goetheschen Gedichte vom Sturm und Drang über das Balladenjahr Goethes und Schillers bis hin zur Weimarer Klassik darzustellen. Dabei rezitierte Jörg Lüdecke nicht nur Gedichte, die im Zusammenhang mit Goethes Leben (z.B. „Willkommen und Abschied“) stehen, sondern auch Gedichte, die Goethes ästhetisches Konzept widerspiegeln (z.B. „Natur und Kunst“).

Indem Herr Lüdecke „zu den Gedichten auch immer die Geschichten dahinter erzählte“ und damit eine Verbindung der Goethe-Gedichte mit zeitgenössischen Hintergrundinformationen herstellte, wurden den SchülerInnen die Sitten und Denkmuster der Goethezeitgenossen näher gebracht. „Er kannte sich echt gut aus“, lobte ein Schüler demzufolge den Rezitator in der Nachbesprechung.

Herr Lüdecke suchte das Gespräch mit den SchülerInnen und verstand es dadurch, einen Bogen zur heutigen Schülerrealität zu schlagen. So konnten die SchülerInnen z. B. durch die Ballade „Der Gott und die Bajadere“ eine persönliche Haltung entwickeln, die zeigte, dass die Themen der Lyrik Goethes eben keineswegs passé sind!

Als Herr Lüdecke auch noch SchülerInnen dazu bewegen konnte, in die Rolle des Rezitators zu schlüpfen und selbst etwas vorzutragen, hob er in Anlehnung an Goethes Ballade „manch‘ unerwarteten Schatz“!

Einen kleinen Wermutstropfen gab es dann doch noch: Einige SchülerInnen bedauerten, dass nicht noch mehr Zeit für die Auseinandersetzung mit den vorgetragenen Gedichten zur Verfügung stand. Sie dachten noch über das soeben Gehörte nach, da wurde bereits das nächste Gedicht angekündigt. Zwei Schulstunden wären hier bestimmt geeigneter, um sich intensiver auf die einzelnen Gedichte einzulassen.

Bliebe nur noch die Anregung einer Schülerin aufzugreifen, „doch mal wieder Gedichte auswendig zu lernen und diese vorzutragen“: damit ist auch die Intention Lüdeckes, bei älteren Schülern Freude und Lust an Lyrik zu erwecken, durchaus angekommen.   

 

Astrid Tubbesing
Stand: 02/2015