Vom Insight des Homo Connectus

Zur nunmehr 18. Werbelehrerfachtagung reisen die FLS-Lehrerinnen Martina Lind und Hildegard Thiel vom 17.-20.9. 2013. Sie wird diesmal von den Düsseldorfer Kollegen ausgerichtet.

Bewaffnet mit Schirmen und Regenjacken entsteigen wir in Düsseldorf dem Zug, denn die Wetterprognosen sagen uns für das Rheinland eine Woche Regen – im Sprachgebrauch: „usseliges" Wetter -  voraus. Wir werden im Laufe der Tagung angenehm überrascht - Düsseldorf entpuppt sich als wenig usselig! Kaum angekommen in der schicken Jugendherberge in Düsseldorf-Oberkassel, wartet ein dicht gepacktes Programm aus Vorträgen auf die wissbegierigen Lehrerinnen und Lehrer aus ganz Deutschland.

Wat soll dä Kwatsch?

Das „Rheinische Grundgesetz" prägt nicht nur die Frohnaturen des Rheinlands. Oliver Spitzer von der Agentur „Changing Minds" nutzt die Gesetze eloquent als Leitfaden seines Vortrags über „Emotionsmarketing". Wir erfahren, ganz ohne Quatsch, dass menschliche – unbewusste - Emotionen messbar gemacht und in der Werbewirkungsforschung eingesetzt werden. Das Konzept der Agentur besteht nun darin, mit den gewonnenen Messwerten die Persönlichkeitsprofile von Zielgruppen zu entwickeln und diese mit Kommunikation und Marke in Übereinstimmung zu bringen.

Sabine Menzel, Leiterin der Grundlagen-Marktforschung bei „Henkel", vermittelt uns in ihrem Vortrag die Strategien der Marktforschung am Fallbeispiel des firmeneigenen Produkts „Coloration Perfect Mousse".

 

Et bliev nix wie et wor.

Sei offen für Neuerungen! So könnte man den Vortrag von Alessandro Panella von der Agentur Grey Germany zum Thema „Strategische Markenführung" überschreiben. Wir lernen nämlich, dass der Mensch von heute ein „Homo Connectus" ist, welcher sich durch folgende Aussage definiert: „Wenn ich nicht essen, pinkeln und Sex haben müsste, bräuchte ich die 3D-Welt nicht!"

Ein weiterer „Insight" (zu deutsch: Einblick oder Eigenschaft. Momentan ein Fachbegriffs-Renner in der Werbesprache!), also: Ein weiterer Insight ist, dass der Homo Connectus nicht primär technisch, sondern sozial vernetzt ist. Die Technik schafft jedoch neue Möglichkeiten für eine Marken-Mensch-Bindung, wenn man die Strategie „Konversation schafft  Marken-Erlebnis" konsequent befolgt.

 

Maach et joot, ävver nit zo off.

Im Düsseldorfer Medienhafen residiert wunderschön gelegen die Agentur Ogilvy, bei der wir zu Gast sind und uns zwei Vorträge zum Thema „Shopper Marketing" und „Producing" anhören. Hier geht eindeutig Qualität über Quantität. Anhand zahlreicher Beispiele macht Dietmar Bauer uns deutlich, dass man die Insights (schon wieder!) der Zielgruppe sehr genau kennen muss, damit die Aktionen der Verkaufsförderung wirken. Markus Jaeger bringt uns anschaulich das Berufsbild des Produktioners näher.

Wat fott es, es fott.

Geld kann man nur einmal ausgeben, daher passt das Motto gut zu unserem Besuch im Düsseldorfer Museum K 20. Mit knappem Budget stellt uns Cornelia Heising hier die Vermarktungsstrategie der Ausstellung „Avantgarde in Bewegung" über Alexander Calder vor. Kuratorin Susanne Meyer-Büser führt uns anschließend durch die Ausstellung.

 

Et hätt noch emmer joot jejange.

Was gestern gut gegangen ist, wird auch morgen funktionieren.?Situationsabhängig auch: Wir wissen es ist Murks, aber es wird schon gut gehen.?Im übertragenen Sinne angewendet, könnte man sagen, dass Klassische Werbung funktioniert. Die Trends der Zukunft allerdings heißen: Online-Werbung und Social Media. Robert Schick von der Agentur Mediacom bringt uns in seinem detaillierten Vortrag zur Online-Mediaplanung viele neue Erkenntnisse. Mit dem eingesetzten Werbebudget können Werbemittel  zielgruppenspezifisch – Stichwort „Targeting" – eingesetzt werden. Der Erfolg der Strategie kann mittels „Monitoring" anhand vielfältiger Leistungswerte kontrolliert und die Werbekampagne sogar während der Laufzeit noch umgesteuert werden. Statt der geplanten zwei Stunden dehnt sich der Vortrag durch die zahlreichen Fragen der Kolleginnen und Kollegen am Ende auf vier Stunden aus.

Die Firma TimoCom, ein Dienstleister der Logistik-Branche, hat den Werbetrend „Social Media" konsequent in ihrem Marketing verankert. Martin Maubach erläutert uns das dialog-orientierte Vorgehen anhand zahlreicher Beispiele und scheut sich auch nicht, uns mitzuteilen, dass seine Mitarbeiter rund um die Uhr auf die Kundenwünsche reagieren.

Wir haben aus Düsseldorf viele Informationen, Fachbegriffe und Erkenntnisse mitgenommen. Müde, aber voller Eindrücke reisen wir am Freitag ins beschauliche Wiesbaden zurück und bewahren uns unsere gesunde Einstellung zum Humor. Wir denken, das ist auch im rheinischen Sinne.

Do laachs de disch kapott.


Martina Lind
Stand: 09/2013