Büchner-Gedenkjahre 2012/13 inspirieren zu einem Workshop

Gespannt warteten am Morgen des 13. Juni gut 100 Schüler/Innen mit ihren Deutschlehrern Berendes–Schirmer, Hennig, Mauer und Tubbesing in der oberen Aula darauf, was der folgende Projekttag, der ganz im Zeichen Georg Büchners stehen sollte, bringen wird.

Angeregt wurde dieser Workshop, der insgesamt an zehn hessischen Schulen stattfindet, vom hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst anlässlich des 200. Geburts- und 175. Todestags Georg Büchners.

In dem zunächst aufgeführten Stück „Frei nach Büchner“ der Theatergruppe 3D  wurde bereits auf unterhaltsame Weise deutlich gemacht, worauf es an diesem Tag ankam: Georg Büchners Überzeugungen und Gedanken sind heute, 176 Jahre nach seinem Tod, immer noch hoch aktuell. Zivilcourage, Mut und das Einstehen für seine Überzeugungen sind durchaus nicht Schnee von gestern.

In dem anschließenden ca. vierstündigen Workshop setzten sich demnach die Schüler/Innen, die aus verschiedenen Kursen der Jahrgangsstufen 11 und 12 kamen, unter der Leitung der Ensemblemitglieder des Theater 3D mit folgenden Fragen auseinander: Was sind Themen, für die ich kämpfen würde? Welches Risiko gehe ich ein, um meine Meinung zu äußern? Gibt es aus der neueren Weltgeschichte Beispiele für Menschen, die gegen Unterdrückung kämpfen? Die Schüler/Innen entwickelten in Gruppen kleine Szenen und unter Anleitung des Medienpädagogen entstand eine Fotosequenz.

Dabei achteten die Theaterleute sehr wohl darauf, dass sie nicht lenkend eingriffen, so dass die Schüler/Innen ihre eigenen Ideen entwickeln und umsetzen konnten. „Uns waren keine Grenzen gesetzt; aber wenn wir mit der szenischen Umsetzung unserer Ideen Schwierigkeiten hatten, wurde uns sofort geholfen“, lobte ein Schüler der Klasse 11 die Leiter. „Auf diese Weise erhielten wir nebenbei auch Einblicke in das Arbeitsleben eines Schauspielers“, fügte ein Klassenkamerad hinzu.

Ebenfalls wurde als angenehm empfunden, dass die Arbeitsgruppen sich jahrgangsstufen- und klassenübergreifend bildeten: „Anregend war es, sich mit Schülern aus anderen Kursen auszutauschen“, so eine Schülerin. „Dass die Schüler aus den 12er-Kursen bereits im Gegensatz zu uns Büchner‘sche Werke im Deutschunterricht behandelt haben und diese sich hier besser auskennen, war eher förderlich als hinderlich“, lautete der Tenor der 11-Klässler.

Die Präsentation aller Szenen und Bilder gegen Ende des Projekttages dauerte zwar länger als ursprünglich von der Leiterin der Schauspielgruppe Beate Krist kalkuliert, aber die Konzentration der Schülern/Innen ließ auch hier aufgrund der dargebotenen Themen- und Darstellungsvielfalt nicht nach. So nahmen die Schüler/Innen beispielsweise Stellung zu Themen wie Rassismus, Vorurteile gegenüber Homosexuellen, Manipulation durch Medien, Tierversuche, Einkommensungleichheiten, Ausbeutung in der indischen Textilindustrie und Polizeigewalt gegen Demonstranten in der Türkei.

Insgesamt wurden durch diese andere Herangehensweise an einen Autor und seine Werke zum einen  den Schüler/Innen der Klasse 11 erste Eindrücke über Büchner vermittelt und die Neugier auf das kommenden Schuljahr geweckt. Zum anderen ermöglichte dieser Workshop den Schülern/Innen der Jahrgangsstufe 12, die bereits behandelten Unterrichtslerninhalte rund um Georg Büchner aus einem anderen Blickwinkel zu erfahren und zu vertiefen.

Dass dieser Workshop so stattfinden konnte, ist nicht zuletzt durch die finanzielle Unterstützung des Fördervereins der Friedrich-List-Schule möglich geworden. Allen, die auf und hinter der Bühne zum Gelingen dieses Projekttages beigetragen haben, sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt!


Astrid Tubbesing
Stand: 06/2013


Presseartikel

Von Büchner für heute lernen - Projekttag: Friedrich-List-Schüler setzen sich mit mit Werk und Wirken des Schriftstellers auseinander
(Wiesbadener Kurier, 15.06.2013)

 

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