„Beraten ist wichtig – und ganz schön schwierig!“

Angehende Lehrkräfte zu Gast bei der Bildungsberatung des HESSENCAMPUS Wiesbaden an der Friedrich-List-Schule

„Wie fange ich das Gespräch am besten an?“ – „Wie finde ich das Positive an einem Problem?“ Viele Fragen, ein spannender Vortrag, konzentrierte Arbeit und mitunter auch munteres Lachen in einem Klassenraum voller angehender Lehrkräfte: Elf Referendarinnen und Referendare des Wiesbadener Studienseminars für berufliche Schulen fanden sich mit ihrer Ausbilderin Dr. Kirsten Parche an der Friedrich-List-Schule (FLS) ein, um die Angebote des HESSENCAMPUS Wiesbaden kennen zu lernen und sich in simulierten Beratungssituationen selbst zu erproben.

HessenCampus 

Martina Herz, Bildungsberaterin des HESSENCAMPUS Wiesbaden und Lehrerin an der FLS, und Nicole Möhlenkamp, Projektleiterin des HESSENCAMPUS Wiesbaden, präsentierten den Lehrkräften im Vorbereitungsdienst ihre Institution. Der HESSENCAMPUS Wiesbaden ist ein Netzwerk, in dem unter der Leitung der Volkshochschule Wiesbaden e.V. die fünf beruflichen Schulen Wiesbadens, die drei Schulen für Erwachsene und der Verein „MIK – Netzwerkarbeit im Berufsschulzentrum Wiesbaden e.V.“ zusammenarbeiten. Seit März 2010 arbeitet das Netzwerk daran, den Wiesbadener Bürgerinnen und Bürgern bessere Zugänge zur Arbeitswelt zu eröffnen und ihre persönliche Lebensführung zu bereichern, indem es ihre Teilhabe am wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und politischen Leben erleichtert.

Was aber interessiert angehende Lehrkräfte, die in erster Linie lernen sollen, wie man gut unterrichtet, an einer solchen Einrichtung? Seit der Novellierung des Hessischen Lehrerbildungsgesetzes im Juni 2011 soll das Ausbildungsmodul „Fördern und Beraten in Übergangssituationen“ angehende Lehrerinnen und Lehrer mit den Beratungsaufgaben vertraut machen, die sich aus den vielfältigen Bildungsgängen in Hessens Schul- und Ausbildungslandschaft mit ihren unterschiedlichen Abschluss- und Anschlussmöglichkeiten ergeben.

Wer Schülerinnen und Schülern bei der Lebens- und vor allem Berufswegeplanung helfen soll, muss zum einen die Angebote des eigenen Bundeslandes überblicken und dabei bedenken, dass hunderte Ausbildungsberufe und über zehntausend Studiengänge auf Schulabsolventen warten. Zum anderen muss eine Lehrkraft das „Beratungshandwerk“ beherrschen, Jugendliche, die Rat suchen, brauchen häufig nicht nur sachliche Information, sondern einfühlsame Begleitung und kluge Fragen, die sie die eigenen Fähigkeiten erkennen und eigene Wege finden lassen. Hohe Anforderungen, die zusätzlich zum Unterrichten gemeistert werden sollen!

So konnte Martina Herz auf großes Interesse ihres Publikums bauen, als sie die Kernangebote des HESSENCAMPUS Wiesbaden vorstellte. Als Einrichtung der Bildungsberatungkann HESSENCAMPUS Wiesbaden unabhängig und neutral den Weg zu unterschiedlichsten Bildungseinrichtungen weisen und die passenden Kontakte herstellen. Das Leitprojekt „Gestaltung von Übergängen“ zielt darüber hinaus auf die Beratung aller Beteiligten – Lernende, Eltern, Lehrkräfte – und auf die Unterstützung der einzelnen Schülerin, des einzelnen Schülers beim Übergang in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. So wurde deutlich, dass die angehenden Lehrkräfte gar nicht alles selbst wissen und weitergeben müssen, sondern dass mit HESSENCAMPUS Wiesbaden eine Einrichtung vorhanden ist, an die sie Schülerinnen und Schüler verweisen können, wenn sie bei der Laufbahnberatung an ihre Grenzen stoßen.

In einer Praxisphase konnten sich die angehenden Lehrerinnen und Lehrer unter Frau Herz’ Anleitung in einer simulierten Beratungssituation selbst erproben und dabei feststellen, dass ein geplantes, strukturiertes Beratungsgespräch hohe Ansprüche stellt: Beraten will gelernt sein, braucht Methodenwissen und Einfühlungsvermögen und wird – wie Frau Herz berichten konnte – mit zunehmender Erfahrung leichter.

Am Ende des Vormittags konnte Frau Herz ein etwas abgekämpftes, aber inspiriertes Publikum verabschieden. Die Referendarinnen und Referendare verließen die Friedrich-List-Schule mit einer Menge Anregungen und mit einer wichtigen neuen Adresse in der Tasche – der des HESSENCAMPUS Wiesbaden.


Dr. Kirsten Parche
Stand: 12/2012